Vergangene Veranstaltungen
Tagungsbericht der Dresdner Grundwassertage 2019
Das Grundwasser-Zentrum Dresden lud vom 03. bis 04.06.2019 zu der zweitägigen Fachtagung in die Dresdner Dreikönigskirche ein, die in diesem Jahr unter dem Thema
„Innovative Verfahren und Maßnahmen der Grundwasserbewirtschaftung und –sanierung“
standen. Unter der Schirmherrschaft des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) wurde die Tagung vom Dresdner Grundwasserforschungszentrum e. V. in Kooperation mit dem BWK Landesverband Sachsen und dem Institut für Grundwasserwirtschaft der TU Dresden veranstaltet.
Die fachthemenbezogenen Blöcke widmeten sich den neuen Herausforderungen in der Bewirtschaftung und Sanierung von Grundwasser, Oberflächengewässern und bergbaulich geprägten Landschaften und lenkten die Aufmerksamkeit der Fachwelt unter anderem auch auf eine fundierte Abstimmung der beteiligten Fachbereiche. Aus diesem Grund stellte sich das Programm der Dresdner Grundwassertage 2019 bewusst interdisziplinär, aber auch räumlich differenziert auf: So entführten uns die Referenten sowohl ins ferne Vietnam, aber auch in kleinere Untersuchungsgebiete des Erzgebirges und großflächige Projekte im Lausitzer Revier wurden ebenso besprochen wie die Sanierung des Südraums Leipzig und des Ruhrgebiets. Beispielhaft sei der Umgang mit eisenhydroxidhaltigen Sedimenten bzw. Schlämmen (EHS) genannt, die als Folge der Sedimentbildung in Oberflächengewässern ubiquitär vorkommen und in Wasseraufbereitungsanlagen in den bergbaulich geprägten Gebieten der Lausitz und Mitteldeutschlands anfallen. Ebenso wurden die Reaktion auf die europäische Gesetzgebung in Bezug auf das Erreichen gesetzter Bewirtschaftungsziele der Wasserrahmenrichtlinie und das im Jahr 2018 ins allgemeine Bewusstsein getretene Problem des wasserwirtschaftlichen Managements von längeren Trockenheitsperioden wiederholt angesprochen. Darüber hinaus sorgte die Veranstaltung mit ihren begleitenden, sehr aktiv genutzten Ausstellungen – der Posterausstellung und der Firmenausstellung mit sowohl technologischen, aber auch ausführenden Unternehmen – für einen lebhaften fachlichen und persönlichen Austausch der Tagungsteilnehmer.
Die Verleihung des Dresdner Grundwasserforschungspreises, der alle zwei Jahre von der Stiftung zur Förderung der „Wissenschaftlichen Schule Zunker-Busch-Luckner“ vergeben wird, stand am Beginn der Tagung. Mit der Laudatio von Prof. Dr. Traugott Scheytt (TU Bergakademie Freiberg) und dem Vortrag der diesjährigen Preisträgerin, Frau Dr. Tamara Kolbe, zu ihrer Dissertationsschrift „Temporal and spatial structures of denitrification in crystalline aquifers“ konnten das hohe fachliche Niveau und die aktuelle Bedeutung der ausgezeichneten Arbeit untermauert werden. Auch die anderen anwesenden Preisanwärter wurden für den herausragenden wissenschaftlichen Beitrag Ihrer Promotionsarbeiten geehrt.
Der erste Block der Fachvorträge setzte in bewährter Form und unter der fachkundigen Moderation von Herrn Dallhammer (SMUL) den rechtlichen Rahmen für die weiteren Themen des Tages und des Folgetages. Als erster ergriff Herr Munk (MUEFF, Rheinland-Pfalz) das Wort zur gegenwärtig laufenden Überprüfung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL). Mit der Betrachtung der Fortschritte und weiteren Handlungsoptionen im Freistaat Sachsen vertiefte und konkretisierte Frau Kuhn (LfULG, Sachsen) das Thema. Herr Dr. Eckardt (SMUL) resümierte die Folgen des Trockenjahres 2018 und leitete treffend Erfordernisse im Bezug auf die Sicherung der Trinkwasserversorgung und die Einhaltung der Vorgaben der EU-WRRL, insbesondere des mengenmäßigen Zustandes der Grundwasserkörper in Braunkohlegebieten, ab.
Der Sächsische Oberberghauptmann Herr Prof. Dr. Cramer führte durch den abwechslungsreichen Block 2 zu aktuellen Themen in der bergbaulichen Wasserwirtschaft. In Bezug zur Behandlung von bergbaulich beeinflussten Gewässern stellte dabei Herr Dr. Gebert (PSWP, Berlin) eine mögliche Einordnung eisenhydroxidhaltiger Sedimente bzw. Schlämme in das Rechtsgefüge des Kreislaufwirtschaftsgesetzes vor, welche mit Blick auf die mögliche Verwendung an Stelle einer Deponierung von hohem Interesse ist. Frau Kassahun (Wismut GmbH) betonte im Hinblick auf die Verbesserung der nachhaltigen Wasserbehandlung die Relevanz der Untersuchung von komplexen, mikrobiologischen Aktivitäten in gefluteten Uranerzgruben, um mittels biogeochemischer Prozesse unter anderem die Schadstoffmobilität und damit den Sanierungserfolg signifikant beeinflussen zu können. Von Frau Brünner vom Wasserzweckverband Weißwasser (Niederlausitz) wurde ein aktuelles Projekt zur bergbauunabhängigen Rohwassergewinnung zur Trinkwasserversorgung des Raumes Weißwasser/ Boxberg vorgestellt. Ein weiteres interessantes Projekt des Wassermanagements in Bergbaugebieten erörterte Frau Dr. Brömme (Ruhr-Universität Bochum), was u. a. die anfallenden Abwasser- und Grubenwassermengen in einem aktiven Tagebau-/ Untertagebaugebiet im Norden Vietnams untersucht.
Zurück in das Lausitzer Revier führte uns mit seinem Vortrag über die Anforderungen und Chancen eines Großraummodells Herr Dr. Hoth (TU Bergakademie Freiberg) im Block 3 „Applikation innovativer Techniken“ unter der Moderation von Herrn Prof. Dr. Scheytt (TU Bergakademie Freiberg). Es folgten Beiträge zu technischen und verfahrenstechnischen Entwicklungstendenzen der Horizontalfilterbrunnentechnik (Herr Dr. Daffner, UBV Umweltbüro GmbH Vogtland), Sonderanwendungen für Gütepumpversuche (Herr Dr. Giese, GFI GmbH Dresden) und Vor- und Nachteilen verschiedener Entwässerungstechnologien eisenhydroxidhaltiger Schlämme (Herr Dr. Uhlig, GIP GmbH Dresden).
Die Vortragsblöcke 4 und 5 „Fallbeispiele“ waren unter der Leitung von Herrn Dr. Eckardt (SMUL) und Herrn Prof. Dr. Weiß (UfZ GmbH, Leipzig) dem zweiten Veranstaltungstag zugeordnet, wobei ein Vergleich verschiedener Projekte in bergbaulichen Regionen und die Diskussion über die Erfahrungen mit verschiedenen Beispielen angestrebt wurde. Herr Metzger (RWE Power AG) erörterte die Übertragbarkeit der Erfahrungen mit der „braunen Spree“ auf das Rheinische Revier, wo der Bergbautreibende RWE ein unternehmenseigenes numerisches Großraummodell (Strömungs- und Transportmodell) betreibt. Die wasserwirtschaftliche Sanierung im Südraum Leipzig, die von Herrn Rößler (LMBV) vorgestellt wurde, konnte der Konzeptentwicklung zur Sanierung des Tagebaus Heide im Lausitzer Revier von Herrn Dr. Bilek (GFI GmbH Dresden) gegenübergestellt werden. Vernässungen im urbanen Bereich und die damit verbundene Wasserhaltung wurden sowohl von Herrn Dr. Werner (Emscher Wassertechnik GmbH) für das Ruhrgebiet als auch von Herrn Dr. Sommer (DGFZ e.V.) für ehemalige Steinkohlenbergbaugebiete im Erzgebirgsvorland unter die Lupe genommen. Während im ehemaligen Steinkohlebergbau durch Bergsenkungen kleinräumige Poldergebiete im Zwickauer Revier betrachtet wurden, wurde im Ruhrgebiet ein Regionalmodell aus 38 Teilmodellen aufgebaut, um den bergbaulichen Anteil an den Veränderungen der Grundwasserspiegel einzuschätzen. In beiden Fällen wurde jedoch deutlich, dass die Wasserhaltung in ehemalig bergbaulich genutzten Gebieten eine generationenübergreifende „Ewigkeits“-Aufgabe ist, die im Nachgang zur wirtschaftlichen Nutzung von natürlichen Rohstoffvorkommen entsteht. Grundwasserabsenkungen auf Basis einer fundierten Vorerkundung sind aber ebenfalls für die Umsetzung kleinerer Ingenieurbauprojekte erforderlich, was Herr Dr. Uhlig (GIP GmbH Dresden) am Beispiel einer solchen Baumaßnahme in Brandenburg betonte. Der Vortrag von Frau Dr. Weber (DGFZ e.V.) führte zurück nach Sachsen. Mit der Untersuchung der Anwendbarkeit von biologischen Wasserbehandlungsverfahren unter Nutzung verschiedener biogeochemischer Prozesse wurde eine Alternative zu etablierten chemisch-physikalischen Methoden eröffnet, die in einigen Fällen bei der nachhaltigen Aufbereitung von Grubenwässern wirtschaftlich eingesetzt werden kann. Zum Abschluss der Fachtagung gelang Frau Dr. Ullrich (Umweltamt Dresden) mit der Vorstellung des langjährig aufgebauten und erweiterten Grundwassermodells der Landeshauptstadt Dresden der thematische Kreisschluss unter dem Motto der diesjährigen Dresdner Grundwassertage. Die Landeshauptstadt, an der launenhaften Elbe gelegen, besitzt mit dem hydrogeologischen, neunschichtigen Strömungsmodell ein wertvolles Werkzeug, vorrangig um innerstädtische Baumaßnahmen abzusichern, aber auch um Prognosen für den Hochwasserfall und in Trockenzeiten zu erstellen.
Eine fachliche Ergänzung der Vorträge der Dresdner Grundwassertage 2019 wurde mit der Exkursion ins Lausitzer Bergbaurevier angeboten, die in enger Kooperation mit der LMBV über die Bedeutung der Bergbaufolgeseen für die Niedrigwasserbewirtschaftung informierte. Auf dem Wasserweg wurden von Senftenberg nach Geierswalde das 2018 durch den niedrigen Wasserstand eingetretene Setzungsfließen im Senftenberger See, die fortgeschrittenen wasserbaulichen Maßnahmen am Überleiter 12 und 9 sowie die Sanierung des Partwitzer Sees und die touristische Nachnutzung des Geierswalder Sees erörtert.
Die Folien der Vorträge sind im Internet unter www.gwz-dresden.de zum Download zur Verfügung gestellt. Eine ausführliche Dokumentation der Fachbeiträge ist auch diesmal in den Proceedings des DGFZ e.V. (ISSN 1430-0176) vorgesehen. Die Veröffentlichung erfolgt im Herbst 2019.
Fachexkursion zum Bau einer 300 Meter tiefen Grundwassermessstellengruppe
Starker Regen und durchweg nasskalte Bedingungen, all dies konnten den Landesverband Sachsen und interessierte Studierende der TU Dresden nicht davon abhalten am 11.12.2018 eine außergewöhnliche Baustelle zu besichtigen. Im Kirnitzschtal in der Sächsischen Schweiz, im sogenannten „Nassen Grund“, wurde nach knapp dreijähriger Vorbereitungszeit eine Baustelle des staatlichen Grundwasserbeobachtungsdienstes errichtet. Hierbei wird eine tiefe Gruppe von drei Grundwassermessstellen neu errichtet und eine ältere, nicht mehr funktionstüchtige Bündelmessstelle, über- und ausgebohrt und als ein Teil dieser Gruppe wiedererrichtet.
Die Messstelle „Nasser Grund“ wurde bereits 1982 zur Erkundung der unterschiedlichen Grundwasserleiterhorizonte bis in 180 Meter Tiefe errichtet. Diese Messstelle wurde in der Vergangenheit jedoch stark in ihrer Funktionstüchtigkeit beeinträchtigt, sodass ein Rückbau und folgender Ersatzneubau dringend erforderlich war. In Zukunft wird die neue Messstellengruppe vor allen Dingen zur Beobachtung der Grundwasserdynamik und Grundwasserverhältnisse in dem sensiblen Naturraum des Kirnitzschtals dienen. Ferner geht es auch um die Beurteilung des Zustandes und die künftige Entwicklung der Grundwasserressourcen im Hinblick auf anthropogene Einflüsse und klimatische Veränderungen.
Für die Exkursionsteilnehmer gab vorerst eine geologische Einführung in das Untersuchungsgebiet mit folgender Baustellenbesichtigung und Erläuterungen zur Bohrtechnik und Messstelle. Besonderer Reiz war dabei die laufenden Bohrarbeiten zu beobachten, zumal für den Bau einer bis zu 300 Meter tiefen Grundwassermessstelle auch entsprechende beeindruckende Gerätschaften von Nöten sind. Bei einem abschließenden Besuch eines nahegelegenen Forsthauses konnte bei wärmendem Kürbisglühwein die Exkursion standesgemäß beendet werden.
Nachbetrachtung zum XXV. Sächsischen Altlastenkolloquium am 07./08.11.2018 in Dresden
Am 07. und 08. November 2018 fand in Dresden das XXV. Sächsische Altlastenkolloquium im historischen Ambiente des Ballsaals Lindengarten statt. Eingeladen hatten der Bund der Ingenieure für Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Kulturbau e.V. (BWK), Landesverband Sachsen als Veranstalter, das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) als Schirmherr sowie das Dresdner Grundwasserforschungszentrum e.V. (DGFZ) als Partner und Organisator.
In diesem Jahr wurde mit der erfolgreichen Veranstaltungsreihe ein kleines Jubiläum begangen. Bereits zum 25. Mal trafen sich Fachleute aus der Verwaltung, den Ingenieurbüros, ausführenden Unternehmen, Wissenschaft und Forschung sowie Sanierungspflichtige zum Informations- und Erfahrungsaustausch. So waren zur Jubiläumsveranstaltung auch wieder über 220 Teilnehmer dabei.
Nach wie vor gibt es spezifische Altlastenthemen, die alle Akteure herausfordern und so wurde das Programm genutzt, diese im Kreise des interessierten Fachpublikums zu diskutieren. In den fünf Themenblöcken des Programms wurde wieder das große Spektrum von Untersuchung über Bewertung bis zur Sanierung von Altlasten angesprochen.
Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des BWK Landesverbands Sachsen Dr. Andreas Eckardt ging Ulrich Kraus, Abteilungsleiter Wasser, Boden, Wertstoffe im SMUL in seinem Grußwort auf die Bedeutung der Altlastensanierung in Sachsen und Mitteldeutschland und dem bisher Erreichten ein.
Die Palette der Altlastenthemen, die vorgestellt und diskutiert wurde, war auch in diesem Jahr sehr vielfältig. Am ersten Veranstaltungstag standen fachliche und rechtliche Themen der Altlastenbearbeitung im Mittelpunkt. Der erste Vortrag durch Herrn Bunk vom SMUL verwies auf den Stand und die Ergebnisse der Altlastensanierung nach 25 Jahren Altlastenfreistellung in Sachsen und die zukünftigen Herausforderungen in diesem Bereich. Danach wurden die Thematik des Strahlenschutzes durch Herrn Dr. Klein vom Bundesumweltministerium und der Maßstab der Verhältnismäßigkeitsprüfung bei behördlicher Inanspruchnahme des Zustandstörers durch Herrn Dr. Nusser behandelt. Beide Referenten zeigten, dass auch Rechtsthemen verständlich und mit Leidenschaft vorgetragen werden können.
Die neuen fachlichen Arbeitshilfen des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) wurden im gesamten zweiten Themenblock präsentiert. So ist es gelungen Arbeitshilfen bereitzustellen, die interaktiv genutzt werden können. Besonders bei der iDA-Plattform des LfULG wurden alle Teilnehmer gebeten sich aktiv mit Informationen einzubringen.
Am zweiten Tag standen innovative Methoden und Verfahren der Altlastenuntersuchung, Überwachung und Sanierung auf der Tagesordnung. Diese wurden vornehmlich von Vertretern der Ingenieurbüros an Hand verschiedenartiger und interessanter Fallbeispiele vorgestellt. Neben der Bewertung und Prognose wurden auch spezielle Sanierungsverfahren vorgestellt, die auch die Langzeitaufgaben und die Nachhaltigkeit einer erfolgreichen Sanierung aufzeigen. Auch das Thema Akkreditierung der Probenahme und der Analytik in der Altlastenbearbeitung stand zur Diskussion.
Mit einzelnen Beiträgen wurde nicht nur über die Landesgrenze Sachsens hinaus geblickt, sondern sogar in China wünscht man sich sächsisches Knowhow bei der Altlastenbehandlung. So stellte bei der Präsentation der Aussteller ein Vertreter aus Jienyang (VRC) das Project Eco Metal City vor, welches sächsischen und chinesischen Mittelstand zusammenbringen soll.
Die zu einem anregenden Treffpunkt gewordene begleitende Ausstellung der Firmen, Forschungsinstitute und Verbände war auch in diesem Jahr wieder ein wichtiger Teil des Kolloquiums. So fand das traditionelle Get-Together am ersten Abend wie immer im Ausstellerbereich statt. Auch in diesem Jahr wurde es wieder für viele Stunden zu einem regen Informationsaustausch und Diskussionen genutzt.
Das Programm und die downloadbaren Präsentationen der Veranstaltung erhalten Sie hier.
Das XXVI. Sächsische Altlastenkolloquium soll am 04. und 05. November 2020 wieder im historischen Ambiente des Ballsaals Lindengarten stattfinden.